Abenteuer „Familienurlaub 2019 in Norwegen“, zu fünft in einem bis unters Dach beladenen Touran unterwegs. Der erste Urlaub, den ich nicht bis ins letzte Detail durchgeplant hatte. Im Rückblick staune ich. Vor drei Jahren, wäre das noch nicht möglich gewesen. Schon Wochen vor einem geplanten Urlaub saß ich zuhause und schrieb Listen. Alles hatte ich akribisch aufgeschrieben, was ich auf keinen Fall vergessen durfte. Ich hatte zusätzlich zu Plan A noch Plan B und C am Start. Wenn jemand meine Pläne durchkreuzte oder ich selbst Fehler machte, geriet meine kleine Welt ins Wanken. Ich war gefangen in negativen Erinnerungen an Situationen, für deren Ablauf ich mir die Schuld gab. Zwanghaft war ich bemüht, auf alles vorbereitet zu sein.
Wir fuhren jahrelang -sollte sich jemand unterwegs übergeben müssen- mit Plastiktüten in jedem Seitentürfach in den Urlaub. Ich erinnerte mich nämlich genau daran, wo und wie ich an Tag X meinen Mageninhalt im Auto verteilte. Heute lachen wir darüber, aber lange Zeit fühlte sich diese Situation wie ein absoluter Kontrollverlust an. „So etwas will ich nie wieder erleben!“, hatte ich mir geschworen. Äußerlich hatte ich die Kontrolle und alles im Griff. Dabei hatte ich mich in Wirklichkeit festgefahren. Ich war innerlich unsicher vor Angst und auf der Flucht vor Panikattacken.
Dabei wäre ich so gerne einmal die Heldin in einem Abenteuer, stark, schön, unersetzbar und dabei die Welt zu retten. Aber in meiner Realität schwinge ich leider kein Schwert, sondern die Klobürste oder den Staubsauger. Angst, Ungewissheit und Entmutigung saßen bei mir gern am Steuerpult. Auch heute noch versuchen sie hin und wieder diesen Platz einzunehmen. Wenn sie die Führung übernehmen, dann lenken sie meinen Blick auf das, was ich gut kontrollieren kann, auf Vermeidungsstrategien, die häufig funktionieren:
Sei zufrieden mit dem was du hast.
Nur nicht zu viel nachdenken.
Veränderungen sind stressig und könnten innerliche Erdbeben auslösen.
Das, was dir an Abenteuern fehlt, kannst du in Büchern und Filmen erleben, nur da darfst du träumen.
Schuster bleib bei deinen Leisten, behalte die Kontrolle.
Aber mein Herz sehnt sich nach Freiheit, Weite, Abenteuer.
Wie ich im letzten Artikel geschrieben habe, ist die Sehnsucht nach Abenteuern im Herzen von Frauen verwurzelt. Das hat mich in „Weißt du nicht, wie schön du bist?“ von Stacy Eldredge angesprochen. Abenteuer bzw. Spannung sind elementare Bestandteile einer guten Geschichte. Auch ich brauche Herausforderungen und Abenteuer in meinem Alltag. Ich will nicht nur funktionieren, ich möchte lebendig sein und etwas bewegen.
Darf ich denn so träumen? Führt Sehnsucht nicht zur Enttäuschung? Werde ich nicht sogar unzufriedener, wenn ich mich in Geschichten verträume, weil sie so gar nicht zum Istzustand passen? Was bedeutet es, sich auf Sehnsucht und Abenteuer einzulassen?
Mir wurde irgendwann klar, dass ich meinem Abenteuer selbst im Weg bin. Dann stehe ich imaginär am Ufer und würde mich gern aufs Wasser wagen, aber ich kann nicht. Ich fürchte, dass mein Boot (noch) nicht so seetauglich oder nicht dicht ist. Vielleicht bleibe ich doch lieber am Ufer (und schreibe noch ein paar Listen).
Sich auf ein Abenteuer einzulassen heißt, Kontrolle abzugeben. Jesus zeigt mir, dass ich bei ihm sicher bin, dass er die Kontrolle hat und ich sie loslassen kann. Ich habe begonnen meine Festlegungen und Lügen zu ihm zu bringen. Mein verletztes Herz beginnt zu heilen. Manches fühlt sich schon sehr gut an, anderes braucht noch Zeit und die Unterstützung durch Beratung oder Seelsorge.
Ich darf alte Verhaltensmuster immer mehr erkennen, loslassen und neue Wege gehen. Wenn ich Jesus als Helden in meinem Leben habe, erlebe ich eine ganz andere Stärke. Seine Stärke. Ich bin den Dingen aber nicht planlos ausgeliefert, sondern ich vertraue darauf, dass Gott für Plan A bis Z sorgt.
Gott ist vertrauenswürdig, ich darf das Abenteuer wagen, ohne auf alles vorbereitet zu sein! In Norwegen habe ich das ganz praktisch erlebt.:
Wir fuhren im strömenden Regen in Oslo von der Fähre. Hungrig, müde und zu weit entfernt von unserer ersten Ferienunterkunft. Was für ein Auftakt. Es schien unmöglich bei diesem Wetter unser „3-Mann-Notzelt“ für spontane Übernachtungen aufzuschlagen. Es donnerte und blitzte, der Scheibenwischer kämpfte mit den Fluten. Die Stimmung im Auto war kritisch. Ein Imbiss oder ähnliches war auch nicht in Sicht. Ich schloss die Augen und begann zu beten. „Gott du versorgst. Kümmere dich bitte darum, dass wir etwas zu essen bekommen und wir einen Platz für unser Zelt finden.“ Er hat mich nicht lange warten lassen. Am rechten Straßenrand leuchtete uns die Reklame eines Fastfoodrestaurants entgegen. Das Essen hob die Stimmung und wir fuhren zuversichtlich weiter. Es regnete immer noch und der Himmel war wolkenverhangen. Doch dann setzte die Dämmerung ein und der Regen hörte auf. Wir fanden einen guten Stellplatz für unser Zelt, abseits der Straße, in der Natur. Als wir die letzte Schnur abspannten, schaute ich hinauf in den Himmel. Die Wolken hatten sich weitgehend verzogen. Am Horizont waren sie noch als bauschiges, graues Band zu erkennen, über uns klarer Himmel. Es blieb die ganze Nacht trocken. Wow, danke Jesus! Das hat mein Vertrauen zu Gott unglaublich aufgebaut.
Gott wünscht sich, dass wir wieder anfangen zu träumen und die Möglichkeiten entdecken! Sehnsucht zu spüren ist der erste Schritt, wieder lebendig zu werden. Gott hat sich unser Leben in Weite und Freiheit erdacht. Ich bin mir sicher, dass Gott auch dir eine Sehnsucht ins Herz gelegt hat und dich zu deinem Abenteuer ruft! Welche Sehnsucht hast du im Herzen? Wo fühlst du dich lebendig? Nimm dir etwas Zeit und frage ihn ganz konkret, was er für dich vorbereitet hat! Gerne kannst du diese Zeit wieder mit Gebet beginnen:
„Herr ich möchte meine Sehnsucht wieder spüren. Zeige mir bitte, was schon so lange in meinem Herz verborgen liegt. Wo möchtest du mich wieder lebendig machen? Danke, dass ich mit dir gemeinsam träumen darf. In welches Abenteuer möchtest du mich einladen? Was steht noch im Weg? Was möchtest du gern in mir wiederherstellen, heilen, dass ich das Abenteuer wagen kann?“
Ein sehr ehrlicher und tiefer Beitrag.
Dankeschön dafür. Das ist wirklich so wenn wir erleben wie die Träume in Erfüllung gehen werden wir lebendig. Und Jesus hat uns soviel Träume in die Herzen gelegt. Wir dürfen sie entdecken ohne Angst zu haben egoistisch zu sein.
Liebe Ute,
vielen Dank für deinen Kommentar. Das hört sich an, als wärst du selbst dabei lebendig zu werden und das finde ich toll! Die Träume zu entdecken, ohne sich dabei egoistisch zu fühlen ist für mich manchmal noch eine Herausforderung. Ich freu mich immer wieder, wenn Gott mich ermutigt weiter dran zu bleiben.