Belastende Namen und Botschaften loswerden

von | 26. Oktober 2021 | innerlich heil werden |

Nicht nur unser Name sagt uns, wer wir sind, sondern auch das, was andere uns zusprechen. Wie sie mit und über uns reden, beeinflusst uns. Was wir selbst über uns denken und innerlich zu uns sagen, bestimmt, wie wir uns fühlen und leben. Nicht immer sind diese Botschaften positiv. Sind die Botschaften negativ, lasten sie schwer auf uns. Wir fühlen uns abgelehnt, be- oder sogar verurteilt. Ich zeige dir hier, wie du belastende Botschaften erkennen und loswerden kannst.

Botschaften mit zerstörender Kraft

Einmal gelang es mir nicht einen Nagel in eine Holzlatte zu schlagen. Ich schlug immer daneben, anstatt den Nagel auf dem Kopf zu treffen. Innerlich brodelte es. Ich stemmte die Hände in die Hüften und fragte laut: „Bin ich jetzt zu blöd oder was?“ Auch die weiteren Versuche blieben erfolglos. Ich fühlte mich unfähig, lächerlich und die negativen Gedanken wirbelten wie ein gefährlicher Sturm in meinem Inneren. Am Ende warf ich wutentbrannt den Hammer zu Boden, überzeugt davon, dass ich eine elende Versagerin bin. Wie zur Bestätigung dieses Gedankens hüpfte der Hammer vom Boden wieder nach oben und traf meine Tochter am Brustkorb. „Du bist eine schlechte Mutter, sieh, zu was du in der Lage bist!“ verhöhnten mich meine Gedanken. Ich weinte gemeinsam mit meiner Tochter und wir trösteten uns gegenseitig. Gott sei Dank hatte der Hammer sie nicht ernsthaft verletzt. Es war vielmehr der Schreck über meine Wut und das plötzliche Geschoss. Wie konnte es soweit kommen? Stacy Eldredge schreibt in ihrem Buch: „Werden, wie du mich siehst“:

„Sowohl die Macht zu segnen als auch die Macht zu fluchen kommen aus unserem Herzen und fließen in Form von Worten durch unseren Mund.  Wie wir etwas nennen, wie wir genannt werden, ob gut oder schlecht, wird sich auf unser Leben auswirken.“

Eldredge, Stacy

Meine negativen Gedanken lösten eine solche Wut und Verzweiflung aus, dass ich die Wahrheit darüber, wer ich wirklich bin, nicht sehen konnte. Ich stolperte wie erblindet in meinem Selbsthass umher, wie ausgeliefert. Was für eine negative, zerstörerische Kraft.

Botschaften, die Identität rauben

Wenn Botschaften abwertend sind, hinterfragen sie, wer ich wirklich bin. Ich bin verunsichert, wenn ich mich von anderen Personen begutachtet fühle. Die Botschaften, die in der Familie, der Schule und im Freundeskreis über mir ausgesprochen wurden, beschäftigen mich. Sie können dazu führen, dass ich völlig fremdbestimmt lebe. Denn die Aussage des anderen über mich ist so überzeugend, dass sie ja stimmen muss. Ich füge mich diesem Urteil, auch wenn es nicht der Wahrheit entspricht. Ich stehe unter der Macht dieser negativen Worte. Meine eigentliche Identität wird geraubt, ich bin nicht länger ich selbst.

Ich hatte als kleines Mädchen ein Puzzle zum Märchen Zwerg Nase. Als Kind fand ich die Zeichnung des Zwerges mit der langen Nase sehr faszinierend und auch ein bisschen gruselig. Ich habe nach langen Jahren das Märchenbuch hervorgekramt und nachgelesen. Hauff schreibt in seinem Märchen über den zwölfjährigen Jakob. Seine Mutter arbeitet als Gemüsehändlerin auf dem Markt. Jakob trägt oft den Kunden das Gemüse nach Hause und wird dafür reichlich belohnt. Eines Tages zerdrückt eine unfreundliche alte Frau alle frische Ware des Gemüsestandes zwischen ihren Fingern und ihrer langen, hässlichen Nase. Jakob macht die Frau auf ihr unverschämtes Verhalten aufmerksam. Diese kauft dann doch ein paar Kohlköpfe. Er muss auf Geheiß der Mutter die Alte nach Hause begleiten und ihr die Einkäufe tragen. Dort kocht ihm die Frau eine verzauberte Suppe. So wird Jakob von der Alten in einen hässlichen, langnasigen Zwerg verwandelt. Sie raubt ihm 7 Lebensjahre und nimmt ihm seine Identität.

Jakob begreift nicht, was mit ihm geschehen ist. Er meint nur kurz geschlafen und geträumt zu haben, als er nach sieben Jahren nach Hause zurückkehrt. Er fragt sich, warum alle in Aufruhr geraten, sobald er ihnen begegnet. Voller Freude geht er auf die Mutter zu. Diese weist ihn entsetzt zurück und nennt ihn eine „hässliche Missgeburt“, weil sie ihn nicht erkennt. Die Menge ruft immer wieder, was er doch für ein hässlicher Zwerg sei. Jakob blickt dann verwirrt in einen Spiegel und begreift, was mit ihm passiert ist. Nach dieser Erkenntnis wird im Märchen der Name Jakob zunächst nicht mehr erwähnt. Hauff schreibt nur noch „der Zwerg“, später dann „Zwerg Nase“.

Es brauchte nur ein paar herabsetzende Worte. Verpackt in einem appetitlichen, ansprechenden Süppchen, bemerkte Jakob nicht, wie gefährlich die Situation war. Von einem Moment auf den anderen ist sein Leben völlig aus der Bahn geworfen. Jakob ist nicht mehr er selbst. Der Fluch der Alten hat Macht über seine Identität.

Botschaften über uns selbst prägen unser Denken und Fühlen

Über Jakob hatte die böse Fee ausgesprochen:

„Muss dir nun auch etwas geben zum Lohn, weil du so artig bist“, murmelte die Alte, „gedulde dich nur ein Weilchen, will dir ein Süppchen einbrocken, an das du dein Leben lang denken wirst.“

Der Zwerg Nase, Hauffs Werke, Band 2

Einen Teil dieses Satzes kennst du sicher als Redewendung, oder?

„Da hast du mir/dir ja eine schöne Suppe eingebrockt…“ und die Folgen der negativen Aussprüche und Bezeichnungen, die du schon gehört hast, die spürtest du auch. Vielleicht spürst du sie sogar jetzt noch. Manche Spitznamen und Beschimpfungen, die uns andere zugerufen haben, klingen noch heute wie ein Echo in unserem Inneren nach.

Vielleicht ist dir das Märchen von Zwerg Nase gar nicht so bekannt, dann kennst du möglicherweise die Disneyverfilmung von Cinderella. (ab Minute 0:56 bis 2:00)

Wir sehen Ella, eine hübsche junge Frau, die von ihrer Stiefmutter und deren Töchtern degradiert wird zum Aschenputtel, sie wird zu Cinderella. Ihr wird die Würde genommen, sie ist nicht länger Tochter des Hauses, hat keinerlei Rechte und wird fortan schikaniert. Als sie den Namen „Cinderella“ erhält, beschreibt die Erzählerin im Film Ellas Gefühle: 

„Namen besitzen Macht, so wie Zaubersprüche. Und ganz plötzlich war ihr, als hätten ihre Stiefmutter und ihre Stiefschwestern sie tatsächlich in ein Geschöpf verwandelt, das nur noch aus Asche und Mühsal bestand.“  

Filmzitat, Cinderella, 2015

Wie verletzend und zerstörend. Mich berührt diese Szene. Die Erzählerin bringt auf den Punkt, was solche Botschaften auslösen: Sie lassen uns vergessen, wer wir wirklich sind.

Wir hören sie immer wieder.

Wir verinnerlichen sie.

Wir beginnen diese Botschaften zu glauben.

Wir fühlen uns belastet.

Botschaften ablegen, die uns belasten

Die Geschichten von Zwerg Nase und von Cinderella haben für mich etwas Trauriges. Schon als Kind fieberte ich bei Märchen richtig mit. Ich fragte mich, ob aus solchen Alpträumen doch etwas Gutes werden konnte. Ich fühlte mich erleichtert und freute mich, wenn sich dann alles zum Guten wendete. Gibt es denn Hoffnung für uns, dass unsere Geschichte sich wendet? Wie können wir belastende, abwertende Botschaften ablegen und erfahren, wer wir wirklich sind?

Schritt 1: Finde heraus welche Botschaften du gehört hast!

Ziehe dich an einen ruhigen Ort zurück. Nimm dir etwas zum Schreiben mit. Lade Jesus in diese Zeit ein und erlaube dir und ihm, dich zu erinnern. Du musst nicht krampfhaft in der Erinnerung stochern, beginne mit dem, was dir in den Sinn kommt. Bei mir war nicht alles an einem Tag sofort erledigt. Das hätte mich überfordert. Mir hat es gut getan kleine Schritte zu tun, ohne Leistungserwartung. Du bist kein Bulldozer und auch Jesus geht sehr behutsam mit dir um. Er weiß, welches Tempo gut ist und was du bewältigen kannst. Schreibe alles auf, was dir zu folgenden Fragen einfällt.:

  • Welche Botschaften über dich selbst, hast du gehört, was hat dich verletzt?
    (z.B. Welche Spitznamen, Hänseleien hast du als Kind ertragen müssen?)
  • Was denkst du über dich selbst?
    (z.B. Welche Gedanken kommen in dir hoch, wenn dir etwas nicht gelingt, was sagt deine innere Stimme über dich?)

Schritt 2: Trauern, loslassen, frei werden und vergeben

Mit diesen Namen und Botschaften darfst du zu Jesus kommen. Du darfst weinen, deinen Schmerz zeigen, trauern und ihn bitten, dir diese Last zu nehmen. Ich bin mir sicher, dass Jesus deinem Schmerz begegnet. Denn du bist seine liebste Königstochter und er sehnt sich danach, dass dein Herz heilt! Ich erlebe selbst, dass mein Herz leichter wird, wenn ich meine Last loslasse. 

Manchmal verbirgt sich eine tiefe Wunde hinter diesen Botschaften. Es war für mich sehr hilfreich meine inneren Verletzungen mit meiner Seelsorgerin anzuschauen, mit ihr gemeinsam zu beten und die Macht dieser belastenden Botschaften zu brechen. Hier findest du mehr zum Thema Freiwerden von belastenden Botschaften/Festlegungen.

Es ist befreiend, den Menschen, die belastende Botschaften über uns ausgesprochen haben, zu vergeben. Das ist nicht leicht. Begleitet und angeleitet zu werden, hat mir gut getan. Ich habe durch die Seelsorge erfahren, dass Vergebung nicht bedeutet, dass das, was ich erlebt habe eigentlich „nicht der Rede wert“ oder belanglos ist. Vielmehr begreife ich meine Verletzungen als Unrecht an mir. Durch Vergebung muss ich nicht mehr abrechnen mit demjenigen, der mich verletzt hat. Jesus kümmert sich um meine Heilung. Was für eine Freiheit!

Schritt 3: Ein neuer Name – was Gott über dich denkt

Gott macht alles neu! Er spricht dir Identität zu, er stellt dich wieder her, er heilt dich! Wie könnte dein Leben aussehen, wenn du die Schatten der abwertenden Botschaften endlich los bist?

Jetzt wird es Zeit Gott zu fragen, was er über dich denkt. Welche Botschaften er zu deinem Herzen spricht. Welchen neuen Namen er dir gibt. In diesem Artikel erfährst du mehr darüber.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du deine Last loswirst, du dich entfaltest und lebendig wirst. Du darfst voller Erwartung zu Gott kommen, so wie Zwerg Nase das im Märchen tut.:

„(…) das Herz des Zwerges pochte hörbar vor Erwartung. (…) „So es Gott gefällig ist, werde ich dieser Bürde los werden“, steckte seine Nase tief in die Kräuter und sog ihren Duft ein. Da zog und knackte es in allen seinen Gliedern, er fühlte, wie sich sein Kopf aus den Schultern hob, er schielte herab auf seine Nase und sah sie kleiner werden, sein Rücken und seine Brust fingen an sich zu ebnen, und seine Beine wurden länger. (…) Da freute sich Jakob sehr, und er faltete die Hände und betete.“

Der Zwerg Nase, Hauffs Werke, Band 2

Weiterlesen zum Thema:

  • Tiefgang: Entdecke deinen neuen Namen:
  • Zeugnis:  Wie Gott Sabine einen neuen Namen geschenkt hat

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