Geht es dir auch so?
Im Sommer male ich innerlich Bilder, wie ich im Advent alles schön dekoriere, bei Kerzenschein eine Tasse Tee trinke und eine Orange schäle. Ich genieße meine Träume, komme zur Ruhe und mir wird ganz warm ums Herz.
Ist sie dann da, die Adventszeit, liegen meine Nerven blank. Ich bin gestresst und frustriert. Wo ist denn meine Ruhe hin? Warum ist alles so anders, als ich mir das vorgestellt habe? Ich wollte doch alles rechtzeitig fertig bekommen. Mir rinnt gefühlt die Zeit durch die Finger. Habe ich dann doch alles geschafft, kann ich es irgendwie nicht genießen. Meine Weihnachtsdeko verschwindet im Handumdrehen unter einem Berg nicht aufgeräumter Jacken, Schuhe und hingeworfenen Ranzen. Wozu mache ich mir eigentlich den Stress?
Letztes Jahr las ich auf der Facebookseite von Stasi Eldredge:
„Als ich nicht länger krampfhaft an Traditionen festhielt, hatte ich die Hände frei für Gnade im Übermaß und genieße jede Zeit so, wie sie ist, egal, wie sie sein sollte.“
Das war das, was ich mir von Herzen wünschte, alles einfach mal loszulassen, nicht irgendwelchen Erwartungen hinterher zu hecheln. Ich wollte Zeit haben, die kleinen Dinge zu genießen und im Moment zu leben. Diese innerliche Liste von „To-Do’s“, von eigenen und fremden, vielleicht auch nur angenommenen Erwartungen war und ist sehr anstrengend.
In den folgenden Punkten gebe ich dir kurz Einblick, wie Veränderung beginnen kann. Auch ich habe noch deutlich Wachstumsspielraum! Ich bin noch nicht am Ziel, aber ich gehe Schritt für Schritt weiter.
1. Bestandsaufnahme mit Jesus
Als erstes beginne ich herauszufinden, wo ich stehe. Ich nehme mir Zeit zu spüren, was in meinem Kopf vor sich geht, welche Erwartungen und Gedanken mich gerade beschäftigen. Oft schreibe ich das auf, dann fällt es mir leichter, die Dinge zu ordnen. Dieser Moment ist für mich sehr emotional, weil ich vieles entdecke, das ich gern anders hätte. Enttäuschung, Entmutigung und Scham stehen bereit und warten nur darauf, über mich herzufallen. Deshalb ist es mir wichtig diese Bestandsaufnahme mit Jesus zu machen. Ich brauche einen geschützten Raum und die Gewissheit, dass ich geliebt bin, unabhängig von meiner Leistung. Ich darf um seine Führung bitten:
„Jesus, danke, dass du mich bedingungslos liebst. Danke, dass du mit mir, durch meinen Adventsalltag gehst. Sei herzlich willkommen! Ich stelle mich jetzt auf geschützten Boden und gebe dir meine ganzen To-Do Listen. Ich gebe dir meine Sehnsucht, meine Erwartungen und meine Enttäuschung. Ich lasse sie jetzt los in deine Hand. Es geht jetzt nur um mein Herz. Beschenke mich mit deiner Ruhe.
Was ist der nächste Schritt in die Freiheit?
Welcher Schritt führt mich näher zu dir?
Was möchtest du meinem Herzen abnehmen?
Was möchtest du meinem Herzen schenken?“
2. Traditionen hinterfragen
Mit der Geburt unserer Tochter, die kurz vor Weihnachten als drittes Kind zur Welt kam, war unser Haushalt vor 8 Jahren turbulenter geworden. Enttäuscht stellte ich fest, dass kaum Zeit blieb, um Plätzchen zu backen, Adventskalender zu basteln, Weihnachtskarten zu schreiben. Ich war zu sehr mit unserem Alltag beschäftigt. Auch wenn ich selbst gern Post bekomme und sehr gern schreibe, war das eines der ersten Dinge, die ich eingestellt habe. Meine Freunde und meine Familie sehen es mir nach und ich merke, dass ihre Zuneigung zu mir nicht daran hängt, dass ich eine Karte geschrieben habe.
Die Adventskalender sind für mich sehr wichtig, weil sie für mich mit schönen Erinnerungen verbunden sind. Meine Mutter hat diese für meine Schwester und mich immer mit sehr viel Liebe selbst gebastelt. Diese Tradition wollte ich auf keinen Fall aufgeben, was also tun? Dann fragte meine Mutter vorsichtig, ob sie diese Aufgabe nicht für ihre Enkel übernehmen könne. Liebend gern! Danke für diese Hilfe!
Welche Traditionen gibt es in deinem Adventsalltag?
Welche belasten dich?
Was möchtest du festhalten?
Was könntest du ab- oder sogar aufgeben?
Gibt es Menschen, die dir Aufgaben abnehmen können?
3. Eigene Bedürfnisse benennen
Der wertschätzende Umgang mit meinen eigenen Bedürfnissen ist noch neu für mich, aber ein wichtiger Punkt. Er führt mich zu einem achtsamen Umgang mit meinem Herzen und hilft mir, meiner Sehnsucht auf die Spur zu kommen. Mein Mann hat mich dazu ermutigt, genauer hinzuhören und auszubrechen aus dem Funktionieren. Dazu gehört bei mir zum Beispiel, dass ich mir eingestehe, dass ich Hilfe brauche, was das Zusammenstellen der Geschenke für unsere Kinder betrifft. Ich fühle mich überfordert, wenn ich alles allein überlegen und besorgen muss. Ich brauche da den Rückhalt und das Interesse meines Mannes. Ich lade dich ein, für die Adventzeit mal in dich hineinzuhören, was dein Herz sich wünscht.
Was brauchst du, um den Advent genießen zu können?
Welches Bedürfnis liegt in deinem Herzen?
3. Freiräume schaffen
Wenn ich meine Bedürfnisse spüre, ist es meine Verantwortung, mir Freiräume dafür zu schaffen. Auch das lerne ich immer mehr. Oft blieb ich in den letzten Jahren hängen. Ich spürte meine Bedürfnisse, resignierte aber in der Annahme, dass sich sowieso nichts ändern könne. Außerdem nahm ich mich selbst nicht wichtig. Ich dachte es gehört sich so. Ich habe mich leben lassen und gedacht, das sei selbstverständlich. Getrieben von den Erwartungen anderer, fremdbestimmt durch Termine und Prioritäten, die ich nicht selbst gesetzt hatte. Aber Änderung ist möglich! Das kann wie bei mir mit Kleinigkeiten anfangen: Am Samstag vor dem ersten Advent fuhr ich allein zum Einkaufen, ratterte im Kopf meine Einkaufsliste durch und setzte Häkchen oder Ausrufezeichen auf meiner innerlichen To-Do Liste. Ich parkte vor dem Lebensmittelmarkt und fühlte mich ganz zittrig. Zeit eine Minute durchzuatmen. Ich blieb also sitzen, schloss die Augen und atmete durch. Momentan versuche ich meinen Kindern zu vermitteln, dass ich als Mama auch mal 5 Minuten eine Auszeit brauche. Ich wünsche mir, dass sie das respektieren. Ganz ehrlich, eine große Baustelle. Aber wenn ich diese 5 Minuten Pause habe, durchatme und mich fokussiere, dann verfliegt auch mancher Ärger und ich bin gelassener.
Welche Freiräume brauchst du?
Wo ist es dran eigene Prioritäten zu setzen und danach zu leben?
Welche Termine sind wichtig, welche Termine könnten abgesagt werden?
Wo brauchst du Hilfe um dir Freiräume zu schaffen?
Ich wünsche dir und mir mehr Gelassenheit in unserem Adventsalltag. Ich segne deine 2. Adventswoche mit Gottes Gegenwart!
„Herr ich danke dir, dass bei dir alles möglich ist! Hilf mir die Möglichkeiten in meinem Adventsalltag zu entdecken. Setze mich frei von Hektik und Stress.“
Amen
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